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Dezember 08, 2011

Religion & Glaube

Wie ihr schnell bemerkt habt, trage ich eine Kopfbedeckung. Oft werde ich hier und auch bei meiner Arbeit darauf angesprochen oder kriege negative Feedbacks. Ich fühle mich nicht verpflichtet euch davon zu berichten, viel eher denke ich, ich sollte es mit euch teilen weil es sich hier um meinen persönlichen Blog handelt und mein Glaube der wichtigste Teil meines Lebens ist. Ich teile mit euch meine Ideen , Wünsche , Ereignisse und alles was mich in meinem Leben sonst so bewegt und mit sich reißt und der Glaube ist der wichtigste Part meines Lebens. Alles begann selbstverständlicherweise mit meinen Eltern.  Als das 3.Kind einer Einwanderer Familie aus der Türkei erlebte ich wie meine Eltern ihre Traditionen und ihren Glauben mit sich nach Deutschland im Gepäck nahmen. Geboren war ich hier in Berlin, ich ging zur Schule und war ein stinknormales Kind beherrschte die Deutsche Sprache auf Anhieb und kannte den Unterschied zwischen den anderen nicht ausländischen Kindern und mir nicht. Ich konzentrierte mich darauf Freunde kennen zu lernen, Bekanntschaften zu machen die Schule zu meistern. Damals gab es den Ausdruck Deutsche mit Migrationshintergrund nicht. Jenny ( Name verändert )  meine Sitznachbarin, die ich niemals vergessen werde, lud mich oft nach der Schule zu sich Nachhause ein, wir spielten gemeinsam tobten und aßen auch zu Abend. Das einzige was ich immer sagen und betonen musste war 
" Ich darf kein Schweinefleisch essen am Besten garkein Fleisch, sonst ist alles ok" und so achteten die Eltern der Jenny auch darauf, dass ich nichts zu mir nahm was ich nicht durfte. Damals wusste und erkannte ich auch nicht wie zuvorkommend diese Familie eigentlich war , sie hinterfragten nicht warum ich das nicht durfte machten keine Anstalten sondern verpflegten mich wie ihr eigenes liebgewonnenes Kind. Im Vergleich dazu, heute muss ich mich überall und ständig rechtfertigen und auch Beweise liefern 
( blähh wie anstregend ). Welche Kunst es doch ist einen Menschen so zu akzeptieren wie er ist, ja das erkannte ich damals nicht. Für mich als Kind gab es keinen Unterschied, ich durfte eben kein Schwein essen aber die Jenny durfte das dann war das halt so und ich hatte damit wie sie auch keinerlei Probleme. Im Laufe der Jahre lernte ich unseren Nachbarsjungen den Felix kennen. Mit 8 Jahren waren wir die Besten Freunde und unzertrennlich , ich schlief bei ihm in der Wohnung er bei mir und unsere Eltern verstanden sich prima, trotz der mangelnden deutschen Sprachkenntnisse seitens meiner Eltern. Felix nannte mich sein " blondes baby" versteht nicht falsch , da war keine Liebe im Spiel das war pure Freundschaft. Wie ich bemerkte hatte ich ausschließlich zu deutschen Kindern Bezug und Kontakt. Felix war einer der Gründe weshalb ich schnell und sicher die deutsche Sprache erlernte. Einmal fragte er mich " Wirst du auch ein Kopftuch tragen wenn du groß bist " darauf antwortete ich schulterzuckend aber gelassen " Muss mal Mami fragen , aber ich denke nicht " Am Abend fragte ich sie auch " Anne muss ich denn auch ein Kopftuch tragen ?" Sie streichelte sanft mein Kopf und meinte "du bist noch nicht soweit du hast noch sehr viel Zeit das erkläre ich dir später" Schade fand ich , hätte sie es mir doch gleich erzählt. Aber damals wusste man einfach nicht so richtig mit umzugehen. Man kam als "Migranten" 
 (wie ich diesen Bergiff doch verabscheue) und nahm seine Kultur mit aber die Kinder wuchsen in zwei Welten auf und dort eine eindeutige Entscheidung zu treffen war schwer. Lange Jahre beobachtete ich meine Eltern dabei wie sie ihre Religion auslebten, sie waren so friedvolle ruhige Menschen. Sie beteten viel und aßen einen Monat lang nichts , ich war jedes Mal über ihr Aushaltevermögen erstaunt. Wir durften Silvester feiern und auch Weihnachten bekamen wir Geschenke aber auch an Bayram. Und von den anderen Kindern wurde ich drum beneidet gleich dreimal beschenkt zu werden ( 2 x Bayram ) Nun begann auch ich zu fasten weil ich es ausprobieren wollte ob ich auch so willensstark bin wie meine Eltern und Geschwister. Für jeden überstandenen Tag bekam ich was tolles mal war es ein Überraschungsei mal eine Barbie und schaffte ich den ganzen Monat bekam ich sogar einmal ein Barbiehaus . Ich wurde verwöhnt und belohnt. Nie hatte ich etwas schlechtes gesehen und miterlebt, als Kind bekam ich für jede Wohltat eine Belohnung und noch dazu versprach mir meine Mutter " Auch im Paradies wirst du dafür belohnt" . Das Paradies indem es keine Grenzen gibt, wo das Gute schon nebensächlich wird und das Überragende dich mitreißt. Wo du für deine Geduld und deine Wohltaten noch mehr belohnt und beschenkt wirst. Keine begrenzte Lebensdauer, keine Krankheiten , kein Verlust , keine Trauer , kein Krieg nur Frieden eine paralelle Welt die unbeschreiblich ist, nimmt den schönsten Ort der Welt als Beispiel die Malediven und stellt euch das 100000000-fache vor. Man kann es nicht, es ist ein unvorstellbar wundervoller Ort begleitet von den liebsten Menschen die du auf der Erde an deiner Seite hattest für die Ewigkeit. Meine Eltern arbeiteten daraufhin. Aber sie sahen es nicht als eine mühsame Arbeit sondern als eine ehrenvolle Aufgabe das Diesseits zu überstehen um im Jenseits nocht glücklicher zu werden. Nicht ein einziges Mal bekam ich Verbote oder Grenzen gesetzt. Ich habe eine Kindheit genoßen unbeschwert und liebevoll. Für mich hatte sich die Frage nicht gestellt, welche Religion ich wählen wollte oder annehmen wollte. Ich sah keinen Unterschied in den Religionen als Kind. Ich lernte ausschließlich wunderbare Menschen kennen und lieben. Nachdem ich mit 9 Jahren die Kuranschule besuchte und aus dem Kuran rezitierte und mein Lehrer von dem Paradies und von Gott erzählte erinnere ich mich wie gestern wie es mich zu Tränen rührte. Ich wollte Gott sehen , ihn umarmen. Ihm Danke sagen für all seine wunderbaren Gaben. Ich wollte das er mich liebt und mich auf meinem Weg zum Paradies begleitet. Mehrmals fragte ich meine Eltern was ich dafür tun müsse, die Antworten waren so erleichternd "Verletzte niemanden , lüge niemals , klaue oder nehme niemals etwas was dir nicht gehört , sei fair zu allen , liebe und respektiere deine Mitmenschen , achte auf deine Taten schubse und schlage keine anderen Kinder , danke Gott für alles was dir gab ein Dach überm Kopf Eltern genug zu essen , schätze deine Mitmenschen " soviel Gutmütiges dachte ich mir. Ich fühlte mich sicher geborgen und willkommen in dieser Religion. Wie kann eine Religion die soviel gutes prophezeit nicht geliebt werden? Mit 11 Jahren wollte ich die Kopfbedeckung auch tragen, ich war voller Eifer er sollte mich lieben und aufnehmen, ich war mir damals natürlich nicht 100 % sicher warum ich das tat. Aber die Gründe waren nebensächlich , ich empfand es so und wollte es tragen. Meine Mutter verneinte es , das ginge nicht ich wäre zu jung. Aber ich setzte mich durch. Und von diesem Tage an bis heute setzte ich es nicht ein einziges Mal. Heute trage ich es bewusst und voller Liebe ich weiss weshalb ich es tue. Bis heute , ließ mich Allah nicht allein. Er stütze mich in schlechten Tagen und erinnerte mich an Guten danke zu sagen. Bis heute differenzierte ich nicht , jeder sollte nach seiner Facon seelig werden. War ein wohlgefallener Mensch so war er in meinem Herzen willkommen , vollkommen egal welche Hautfarbe, welche Religion , welche Nationalität. Diese Dinge sind nicht mal sekundär sie sind völlig unwichtig. Ich begegnete anderen Menschen stets mit Tolleranz und Akzeptanz aber seit einigen Jahren erlebe auch ich wirklich unschöne Dinge. Ich werde gezwungen mein Kopftuch abzulegen welches ich mit soviel Hingabe und Liebe aufgesetzt und jahrelang getragen habe weil einige Menschen der Meinung sind es wurde mir aufgezwungen. Ich werde gezwungen meine Werte und meinen Glauben aufzugeben weil einige Unwissende sich den Kuran nehmen ihn ausnutzen um ihre schrecklichen Taten zu verüben, Terroristen die sich nicht mal bewusst sind was der Glaube vorschreibt und sagt. Seit einigen Jahren höre ich wie meine Religion, die ich frei auswählte , mit schlechten und niederschmetternden Schlagzeilen in den Nachrichten runtergemacht wird. Und ich will , dass das ganze einfach aufhört. Das andere Menschen nicht entscheiden wer ich bin und wer ich zu sein habe. Weshalb war früher alles so einfach ? Weshalb konnten sich Menschen mit drei verschiedenen Glaubensrichtungen die Hand schütteln gemeinsam was essen sich unterhalten und sich akzeptieren. Weshalb müssen wir heute drum kämpfen Anerkennung und Respekt zu verdienen. 

Ich hatte die Ehre zweimal die Pilgerstätte der Muslima Mekka & Medina zu besuchen. Einmal im Jahre 2008 und einmal dieses Jahr mit meinem Ehemann zusammen. Welch' ein Gefühl wenn man vor der Kaabe steht und die Menschen sieht welche aus mind. 50 verschiedenen Nationen herstammen aber der Glaube vereint sie. Wie friedlich sie ihre Pilgerrunden drehen.  Alle tragen weisse Tücher um ihren Körper rum , der reiche Geschäftsmann aus Dubai , der ärmste Bauer aus Pakistan. Alle sind wir gleich. Man unterscheidet nicht , wir sind hier weil wir alle den selben Glauben haben und teilen.

Ich möchte meinen Glauben leben. Mit voller Stolz & Liebe & Hingabe. Ich möchte nicht verurteilt oder an den Prager gestellt werden. Ich möchte nicht mit Menschen verglichen werden die nie lernten was unsere Religion beinhaltet und aussagt. Ich möchte weiterhin die kleine Melek bleiben die ihren Felix und ihre Jenny so akzeptiert und auch akzeptiert wird. 

hier ein paar Fotos von meiner Pilgerfahrt 
( selbstaufnahme )


9 Kommentare:

  1. Wow... Der Text hätte von mir sein können! Wir haben sehr viel gemeinsam! Möge Gott uns im Diesseits und im Jenseits stets lieben und nicht im Stich lassen. Eine ganz kleine Korrektur meine Liebe Melek, veielleicht solltest du zum Fasten bei deinen Eltern hinzufügen,dass sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang einen ganzen Monat lang nix essen :D sonst denken die Leutchen wieder : Cräzyy Muslimz!... Welches sie jet schon tun :D ansonsten super geschrieben! Hab dich lieb Melle

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  2. selam melek, ich habe deinen artikel wirklich genossen :) Möge Allah dich und die geliebten menschen um dir herum segnen ;) amin

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  3. Ein wundervoller Text .. hat mich wirklich sehr gerührt .. und es stimmt ja so sehr, was du schreibst .. ich wünschte, es wäre nicht so .. doch es ist so .. wirklich schade ..

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  4. ohh so schönn...

    Ich hatte das glück so gut wie die selbe Erziehung wie du zu genießen...

    Möge Allah uns alle Rechtleiten und uns in unserem glauben festigen...

    Amin

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  5. Sehr schöner Text. Ich habe alles gelesen.
    Allah kabul etsin.Yeliz

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  6. Ne güzel yazmissin! Du sprichst vielen von uns aus der Seele! Sobald man auf deinem Blog landet, merkt man schon was für ein gutmütiger Mensch du bist! Allah hic birimizi yolundan ayirmasin! Masallah sana! Insallah hersey gönlünce olur!
    Ich bin wirklich fasziniert von dir!
    Kannst du mir islamische Bücher empfehlen? Schade dass wir so weit getrennt voneinander leben! Keske görüsebilseydik! Aber dafür hoffe ich dass wir in Kontakt über unsere Blogs bleiben!

    Sevgiler,
    Aylin

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  7. Gözlerim dolarak okudum yazini. Ne kadar güzel ifade etmissin...Allah bas koydugun bu yolun devaminda güzellikler kolayliklar yasatsin sana.
    Biz müslümanlar önyargili davranilmasindan biktik...Özellikle gurbette yasayanlar bu konuda zorluk cekiyorlar!
    Allah kabul etsin, bizde esimle Umre'ye gitmek istiyoruz ins. kisa zamanda nasip olur.

    Yukaridaki Aylin arkadasa Risale derslerini tavsiye ederim ben ;) Ugur Akkafa isimli bir abinin ders videolari var Facebook'tan takip edebilir. Yahut Sözler Köskü sayfasindan. Kendim bu yil faydalanmaya basladigim icin tavsiye ediyorum ;)

    Sevgiler

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  8. Danke für deinen schönen Eintrag. Ich hatte schon in der Grundschule viele türkische Freundinnen, da war das völlig normal und ich habe ihre Familien immer als sehr gastfreundlich erlebt, auch wenn die Eltern meist nur gebrochen Deutsch sprachen. Ich habe mit zweien immer noch recht oft Kontakt, auch wenn deren Lebensentwürfe (früh heiraten, direkt Kinder) nicht mit meinem übereinstimmen, aber DAS liegt weder an Kultur noch Glauben.

    Erst letztes Jahr war ich im September zusammen mit meinem Freund am letzten Tag des Ramadan zu einer türkischen Studienkollegin und deren Familie eingeladen, um mit ihnen gemeinsam zu essen und zu feiern. Die schönen Erinnerungen und neuen Eindrücke des Abends werde ich wohl so schnell nicht vergessen. :)

    Ich mag deinen Blog sehr gerne, auch deine Videos. Mach weiter so, denn ein Kopftuch oder unterschiedlicher Glaube sind kein Hindernis, über Themen des alltäglichen Lebens und eben auch über so typischen "Frauenkram" zu berichten ;)

    LG
    Isabell

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  9. Gözlerim doldu ablam. Allah razi olsun bu sözlerin icin. Allahim tüm kardeslerimizi böyle bir zamanda insallah dogru yolldan saptirmaz. Sevgiler

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